Die wesentlichen Risikofaktoren sehen Unternehmen heute im Fachkräftemangel. Der Fachkräftemangel hat den Bereich Energiekosten als Risikofaktor für den deutschen Wirtschaftsstandort dieses Jahr laut Roland Berger Restrukturierungsstudie 2023 abgelöst, direkt gefolgt von dem Risiko der Kapitalbeschaffung durch höhere Zinsen und strengere Vergabekriterien bei Krediten.
Diese Kombination wird für viele Unternehmen zu einem toxischen Mix. Jetzt kommt es darauf an, eine Standortbestimmung im Unternehmen durchzuführen und einen Plan zu entwickeln, sich rechtzeitig richtig aufzustellen. Doch das ist gar nicht so einfach. Zum einen fehlt immer noch ausreichend Digitalisierungsexpertise in den Unternehmen, bei zeitgleichem Restrukturierungsdruck. Auch die Ausschöpfung der gesamten Potentiale im Energiekostenbereich ist in vielen Unternehmen noch nicht realisiert. Selbst wenn die Zukunftsstrategie klar ist, muss häufig immer noch der Spagat zwischen Kostenreduktion auf der einen Seite und Personalaufbau mit Expertise in Digitalisierung und digitalen Geschäftsmodellen auf der anderen Seite bewältigt werden. Hinzu kommt ein Klima, in dem die Kapitalbeschaffung für den Umbau von Unternehmen zunehmend schwerer wird.
Hier ist ein kluges mehrstufiges Konzept gefragt, das Unternehmen langfristig für die Zukunft ausrichtet. Im regelmäßigen Kreislauf von Wachstum, Restrukturierung und Konsolidierung stehen viele Unternehmen nun nach Jahren des Wachstums vor der Restrukturierungsphase.
Geschwindigkeit zählt.
In der Restrukturierung hat einen entscheidenden Vorteil, wer sich frühzeitig mit dem Thema der Restrukturierung befasst. So kann Kapital für den Umbau zur Verfügung gestellt werden. Wer zu spät reagiert, dem bleibt oft nur noch der Gang zum Insolvenzgericht oder der Verkauf des Unternehmens. Das Statistische Bundesamt verzeichnete so auch seit Monaten eine steigende Insolvenzrate. Im September 2023 erfasste das Statistische Bundesamt 19,5 % mehr beantragte Regelinsolvenzen als im September 2022.
Ein klares Indiz, dass in vielen Unternehmen die Zeichen zu spät erkannt oder angegangen haben. Um diesem Dilemma zu entrinnen, helfen oftmals zielgerichtete Impulse von außen.
Ich erlebe immer wieder, dass der neutrale Blick von außen auf Unternehmen erhebliche Potentiale offenlegt, die Unternehmer gefangen im Tagesgeschäft und eingefahrenen Abläufen die Jahrzehntelang gut funktioniert haben, nicht erkennt.
Ich höre nach meinen Beratungsprojekten immer wieder drei wesentliche Feedbacks:
- Wir waren überrascht, welche Potentiale im Unternehmen lange Zeit ungenutzt geblieben sind
- Die Priorisierung der Themen hat schnell etwas bewegt
- Uns war nicht bewusst, wie positiv man die Außendarstellung mit den Stärken des Unternehmens beeinflussen kann, um erfolgreich neue Geschäftsmodelle oder Umstrukturierungen anzugehen und Kunden, Banken oder Investoren zu überzeugen.
Was sind die wesentlichen Punkte, die neben einer Kostenrestrukturierung im Umbau des Unternehmens in Richtung digitaler Abläufe und Geschäftsmodelle eine wichtige Rolle spielen?
Der digitale Wandel ist nicht nur eine technologische Veränderung, sondern beeinflusst Geschäftsmodelle, Kundenbeziehungen und die interne Organisation von Unternehmen. Eine qualifizierte, digital versierte Belegschaft ist daher essenziell, um mit dem raschen technologischen Fortschritt Schritt zu halten und als Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben.
Fehlen diese Kompetenzen, können wichtige Digitalprojekte nicht realisiert werden. Dies führt zu Wettbewerbsnachteilen. Ein unzureichendes Digitalverständnis kann zudem falsche Investitionsentscheidungen, oder das Verpassen von Marktchancen bedeuten.
Der Restrukturierungsbedarf
Viele Unternehmen, insbesondere traditionelle, erkennen, dass ihre bestehenden Strukturen nicht optimal für die digitale Welt geeignet sind. Die Digitalisierung erfordert oft eine schlankere, agilere Organisationsstruktur, in der Entscheidungen schneller getroffen werden können.
Restrukturierung kann jedoch schmerzhaft sein, insbesondere wenn sie mit Personalabbau verbunden ist. Daher ist es entscheidend, dass Unternehmen nicht nur in neue Technologien, sondern auch in die Weiterbildung und Umschulung ihrer Mitarbeiter investieren. Das schafft eine Win-Win-Situation: Unternehmen behalten wertvolles Personal und Mitarbeiter erhalten neue, zukunftsorientierte Kompetenzen.
Lösungsansätze
1. Ausbildung und Weiterbildung: Unternehmen sollten in die Qualifizierung ihrer Belegschaft investieren. Das kann bedeuten, eigene Schulungsprogramme aufzulegen oder externe Angebote zu nutzen. Hier können interessante Förderangebote die Kosten für die Unternehmen reduzieren.
2. Förderung von Diversität: Unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven können innovative Lösungen fördern. Unternehmen sollten daher aktiv nach Talenten aus verschiedenen Bereichen suchen. English als Unternehmenssprache kann hier erhebliche Potentiale bei der Suche von Fachkräften am Arbeitsmarkt freisetzen.
3. Partnerschaften und Kooperationen: Kleinere Unternehmen könnten sich mit Bildungseinrichtungen oder anderen Unternehmen zusammenschließen, um gemeinsam Fachkräfte auszubilden.
4. Flexible Arbeitsmodelle: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten oder Teilzeitarbeit können helfen, ein breiteres Spektrum an Talenten anzusprechen.
5. Attraktive Unternehmenskultur: Ein positives Arbeitsumfeld, das Innovation und Kreativität fördert, kann ein entscheidender Faktor bei der Talentgewinnung sein.
Wie können diese Herausforderungen überwunden werden?
1. Bildung und Schulung: Führungskräfte sollten sich kontinuierlich fortbilden, um mit den neuesten Trends und Technologien Schritt zu halten.
2. Externe Beratung: Experten aus dem Bereich Digitalisierung können wertvolle Einblicke und Best Practices bieten, die das Management in seinen Entscheidungen unterstützen.
3. Einbindung von Digital Natives: Jüngere Mitarbeiter, die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind, können oft frische Perspektiven und neues Wissen in das Unternehmen einbringen.
4. Schaffung eines Digital Teams: Ein spezialisiertes Team, das sich ausschließlich auf digitale Projekte und Strategien konzentriert, kann die Transformation effektiv vorantreiben.
Es gibt eine Vielzahl von Finanzierungsunterstützung, Zuschüssen und Fördermaßnahmen wie speziell im Mittelstand Weiterbildung von Mitarbeitern organisiert und finanziert werden kann. Hier ist es oft hilfreich sich externe Experten ins Haus zu holen, die das Management bei der Umsetzung und Finanzierung der richtigen Maßnahmen unterstützt.
Die Rolle des Managements in der Digitalisierung
Das Top-Management gibt den Ton an. Die Unternehmenskultur, die strategische Ausrichtung und das generelle Verständnis für Marktveränderungen sind oft ein Spiegelbild der Führungsebene. Wenn das Management die Bedeutung der Digitalisierung nicht erkennt oder nicht bereit ist, in sie zu investieren, kann das ganze Unternehmen ins Hintertreffen geraten. Interessant ist hier noch einmal das Ergebnis aus der Roland Berger Restrukturierungsstudie 2023 in der 650 Restrukturierungsexperten befragt wurden. Diese zeigt ein hohes Bewusstsein für die Problematik, aber offensichtlich ein geringes Momentum für die Umsetzung im Management auf.
Auch hier gilt wieder sich rechtzeitig auch von extern Expertise ins Haus zu holen, um gemeinsam in die Priorisierung und Umsetzung der erforderlichen Themen zu kommen.
Ein wichtiger Gedanke zum Abschluss. Die vorgenannten Themen gleichen eher einem Marathon denn einem Sprint. Es muss nicht alles kurzfristig oder zeitgleich erfolgen. Jedoch sollten die hoch priorisierten Themen konsequent und schnell angegangen werden. Lassen sie sich bei der Planung und Priorisierung dieser Restrukturierungsschritte beraten. Das schont interne Ressourcen und hilft mit Impulsen von außen.
Sollten sie weitere Fragen haben, sprechen sie uns gerne an.